Echt und persönlich – gemeinsam gegen den Drogenmissbrauch

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  • Beitrag veröffentlicht:27. Januar 2024
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Sven Wirsen vom „Lernraum Knast e.V.“ betreibt Drogenaufklärung und Suchtprävention in den 9. Klassen

„Auf ner Technoparty bin ich das erste Mal mit Drogen in Berührung gekommen“, erzählt Sven Wirsen. Zum wiederholten Male ist Herr Wirsen letzte Woche der Einladung des Beratungsteams gefolgt und an die Albert-Schweitzer-Realschule gekommen, um an zwei Tagen den Klassen 9 hautnah zu erzählen, wie Drogen wirken, wie sich Personen durch Drogen verändern, was sie mit einem anstellen und was die längerfristigen Auswirkungen unterschiedlicher Drogen sind.

Sven Wirsen arbeitet, neben seiner Tätigkeit in einem Heim für autistische Kinder, für den Verein „Lernraum Knast e.V.“ in Wuppertal. Seit 2020 besucht er Schulen und Betriebe, um über Drogen und ihre Wirkung aufzuklären und Suchtprävention zu betreiben. Denn Sven Wirsen weiß wovon er spricht, er war selbst 25 Jahre lang drogenabhängig und hat auch mit Drogen gedealt. Doch bevor er von sich erzählt, macht Herr Wirsen ersteinmal deutlich, welche Drogen es gibt und welche Auswirkungen sie haben können. Neben den Aufputschmitteln wie Heroin oder Crack, sind da die Halluzinogne, die illegalen Drogen, zu nennen. Aber auch die Opiatate können fatale Auswirkungen haben, erläutert Herr Wirsen, Psychosen wären nur eine Folge, zum Beispiel könne man nicht schlafen. Schonungslos erzählte Herr Wirsen davon, wie die Drogen gewirkt hätten und einmal konnte er 5 Tage nicht schlafen, da er so viele Opiate zu sich genommen hatte. Zudem hatten sie extreme Auswirkungen auf die Gesundheit, z.B. bekam sein Magen Löcher und auch das Gehirn wird dadurch beeinträchtigt, denn es sterben Gehirnzellen ab, erklärte er. Aber auch die legalen Drogen, wie Alkohol und Tabak machen abhängig machen und von denen ist es ebenso sehr schwer loszukommen, erläuterte er. Sven Wirsen hat in seinem Leben viele Schicksale mitansehen müssen, die der Drogenkonsum in den Selbstmord getrieben hat oder deren Leben durch die Drogen komplett zerstört wurde. Wegen Drogenhandelns wurde Herr Wirsen zu einer Haftstrafe von 5 Jahren und 10 Monaten verurteilt. Denn „jeder Kriminelle zahlt irgendwann“, verdeutlichte er. Doch „das, was ihr zuhause im Fernsehen seht, wie es im Knast abläuft, ist vollkommener Bullshit“, waren seine Worte. Hautnah schilderte er die Haftbedingungen und seine Zeit im Vollzug. Er machte einen kalten Entzug und lebt seitdem drogenfrei. Um die Zeit bestmöglich überstehen zu können, hat er im Gefängnis angefangen sich für Religion zu interessieren und sich umzuorientieren.

Die Vereinsarbeit von „Lernraum Knast e.V.“ konzentriert sich vornehmlich dafür Bildungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten für Menschen im Gefängnis anzubieten. Zudem setzt sich die Organisation dafür ein, Insassen die Chance zu geben, während ihrer Haftstrafe neue Fähigkeiten zu erwerben, sich weiterzubilden und ihre persönliche Entwicklung voranzutreiben. Herr Wirsen hat sich nach seiner Haft für die Drogenprävention entschieden, damit er vorbeugend Jugendlichen aufzeigen kann, welche kriminellen Karrieren vorgezeichnet ist, wenn man Drogen nimmt oder damit handelt. „Egal, ob du etwas weitergibst oder nicht, du bist schuld“, macht Sven Wirsen deutlich und er habe viele Drogen weitergereicht, so dass auch er eine Mitschuld von vielerlei Schicksalen mit sich herumtrage. Wirsen hat deshalb die Präventionsarbeit zu seiner Lebensaufgabe gemacht. Seine Hoffnung ist, dass sie hilft neuen Schicksalen vorzubeugen und jungen Menschen die Augen öffnet.

Charlotta Beeck (9d) war sehr von der offenen und ehrlichen Art Herrn Wirsens beeindruckt: „Es ist wirklich heftig, was Herr Wirsen alles erlebt hat und wie Drogen Leben zerstören können“. Auch die Klassenlehrerin der 9d, Frau Khalaff, war sehr ergriffen wie unverholen und unmissverständlich authentisch Herr Wirsen den Schülerinnen und Schülern in aller Deutlichkeit aufklärte: „Das war wirklich nachhaltig beeindruckend, da es keine übliche Aufklärungsveranstaltung war, die mit dem erhobenen Zeigefinger dahergekommen ist, sondern das war echt und persönlich. Das hat die Jugendlichen eindringlich gefangen genommen“.

Danke, Herr Wirsen, für Ihre Offenheit, wir konnten sehr viel von Ihnen lernen. Ihre bewegende und aufwühlende Geschichte wird uns nachdrücklich in unserem Leben begleiten.

Finn Remmen / Bul