Asnièrs-sur-Seine bei Paris: Seit Donnerstag, dem 16.06.2022 vergangener Woche befindet sich eine Schülergruppe – bestehend aus 35 Schülerinnen und Schülern des Rögys und der ASRS – auf Gegenbesuch in ihren Gastfamilien. Ähnlich wie unsere französischen Freunde, haben sich auch die vier begleitenden Lehrkräfte – Frau Hildebrand, Frau Fatnassi, Frau Schott und Frau Rouxel – ein äußerst abwechslungsreiches Programm ausgedacht und natürlich im Vorfeld selbstständig gebucht.
Bei Temperaturen von um die 38 Grad und enormer Luftfeuchtigkeit starteten wir am Freitag zu unserem ersten Programmpunkt: es ging zunächst mit dem RER (Vorstadtzug) von Asnières nach Versailles. Hier hatten die Schülerinnen und Schüler auf dem Wochenmarkt von Versailles eine Stunde lang Zeit, sich mit einem Picknick und vor allem aber auch frischen Getränken zu versorgen, denn man konnte eigentlich gar nicht alles so schnell trinken, wie man es wieder ausschwitzte!
Dann machten wir uns auf zum Schloss von Versailles, denn zu unserem Glück konnte man just an diesem Tag die mit Musik untermalten Wasserspiele in ganzen drei Bousquets (so heißen die thematisch gestalteten Gärten) bestaunen. Dies ist nur wenige Freitage im Mai und Juni – im Rahmen der „Jardins Musicaux“ möglich. Gegen 14:30 machten wir uns dann wieder zu Fuß zurück zum Gare de Versailles, denn nun hatten die Lehrerinnen eigentlich ein weiteres Highlight für die SuS geplant: sie sollten zwei Stunden lang in den futuristisch anmutenden Shoppingmalls des Gebietes rund um „La Défense“ nach Lust und Laune shoppen gehen können.
Doch die große Hitze und ein dadurch entstandener Brand entlang der Gleise einer unserer anzufahrenden Stationen sollte uns einen Strich durch die Rechnung machen, denn nach ca. 10 Minuten blieb der RER in Surèsnes, einem nahe gelegenen Bahnhof, stehen und als nach ca. 20 Minuten immer noch keine Aussicht auf Beseitigung der Störung bestand und wir bei enormer Hitze und offenen Zugtüren so vor uns hin zerflossen, entschieden die Lehrkräfte zu handeln .,.. so sattelten wir um auf Bus und Tram T2.
Aber in der Pariser Vorstadt waren wir natürlich nicht die einzigen Menschen, die auf diese geniale Idee gekommen waren! So mussten wir uns in zwei Kleingruppen, dicht an dicht gedrängt, vorsichtig an La Défense herantasten. Auch das allerbeste Deo hätte in dieser Situation versagt! Aus den vorgesehenen zwei Stunden wurden somit leider nur noch knapp 40 Minuten Freizeitprogramm, bei knapp 18.000 Schritten, denn natürlich hielten wir uns an unsere Ankunftszeiten, weil die Schülergruppe natürlich um 18:00 Uhr von ihren Austauschpartnern erwartet wurde. Das Wochenende verbrachten die Jugendlichen in den Gastfamilien und so erholten sich alle von den Strapazen des 1. Tages. Fazit dieses ersten Tages: nicht alles ist tatsächlich plan- oder voraussehbar, aber alles war Dank der tollen SuS und des Lehrerteams machbar! Synonyme wie „probablement, éventuellement, peut-être oder ce n’est pas impossible“ spielten an diesem Tag eine enorm große Rolle.
Während des Wochenendes hielten sich die vier Lehrkräfte auf Abruf bereit, aber bis auf wenige kurze Interventionen – oftmals interkultureller Art – mussten sie nicht aktiv werden … und so ging es dann am Montag gegen 8:00 Uhr weiter.
Heute standen im Vormittagsbereich der Besuch des Louvre und eine Bootsfahrt auf der Seine an und am Nachmittag ging es dann hoch auf den Montmartre und zum Sacré Coeur. Dort gab es dann das Angebot, dass interessierte SuS zusammen mit Frau Rouxel die Kuppel der Kirche besteigen konnten: von den 34 Jugendlichen, waren am Schluss dann noch 10 SuS beider Schulen bereit, die knapp 350 Stufen zu erklimmen und somit, sichtlich nach Luft schnappend, die fabulöse Aussicht auf Paris genießen zu können. So langsam steigerten wir unsere körperliche Kondition jedoch und kamen waren am Montagabend bei knapp 21.000 Schritten!
Am Ende dieses ereignisreichen Tages hatten wir unseren persönlichen Rekord erneut gesteigert, denn heute hatten wir im Mittelwert 23.000 Schirtte zurück gelegt und so mancher erfreute sich sehr der wohltuenden Blasenpflaster, die schnelle und erfolgreiche Linderung bescherten.
Am nächsten Tag – Dienstag, den 21.06.22 – trafen wir uns eigens schon um 8:00 Uhr morgen in der Schule, denn für den Tag, den die Franzosen überall in Frankreich als eine Art Feiertag „fête de la musique“ begehen – hatte die SNCF bereits im Vorfeld erhebliche Turbulenzen angekündigt. Jedes Jahr am 21.06. finden überall auf den Straßen, in den Cafés und Bistrots Konzerte mit Live Musik statt und in diesem Jahr stellte die Mairie von Paris jedem Franzosen ein Ticket zum Kauf von € 3,50 zur Verfügung. Damit konnte man den ganzen Tag über, alle möglichen Zielbahnhöfe in Paris anfahren. Das Resultat dieser tollen Aktion ließ allerdings nicht lange auf sich warten, denn es kam zu einem regelrechten Verkehrschaos. Da wir aber genügend Puffer eingebaut hatten, kamen wir gegen 10:30 Uhr am Eingang der Katakomben an.
Hier ging es zunächst 180 Stufen in die Tiefe und wir befanden uns nun ca. 20 Meter unter der Erde und durchquerten dieses Labyrinth an Gebeinen ehemaliger Friedhöfe in ca. 45 Minuten. Am Ende erwarteten uns ein Picknick und moderne Toiletten – diese lernt man im Verlauf eines Schüleraustausches dann doch zu schätzen!
Die Tatsache, dass wir nun ja schon wieder mehrere Klimazonen hinter uns gebracht hatten und seit dem Frühstück schon wieder knapp dreieinhalb Stunden vergangen waren, machten natürlich ein sofortiges Picknick im Viertel unweit des Friedhofes Montparnasse erforderlich!
Da wir bis zu unserem nächsten Highlight – der Besteigung des Arc de Triomphes – noch ein wenig Zeit hatten, bummelten wir nun ganz gemächlich über den Cimetière Montparnasse, dem zweitberühmtesten Friedhof von Paris, auf dem u. a. Berühmtheiten wir Jean Paul Sartre begraben liegen.
Danach ging es mit der Métro zum Triumfbogen und den Champs Élysées … auch hier galt es wieder, einige Höhenmeter zu überwinden, um dann oben, in der prallen Hitze angekommen, die Aussicht zu genießen.
Auch an diesem Tag hatte die Hitze wieder mal ein paar von uns ganz schön zu schaffen gemacht, aber das hielt die Jugendlichen nicht davon ab, am Abend das Live Konzert vor dem Rathaus von Asnières zu besuchen und erst gegen 23:00 Uhr zu Bett zu gehen.
Gut nur, dass wir uns am kommenden Morgen erst gegen 9:00 Uhr trafen. Auf dem Programm heute, das wir ursprünglich nur für den Vormittag geplant hatten, da die AustauschpartnerInnen mittwochs immer nur bis 13:00 Uhr Schule hatten, stand der Besuch des Wachsfigurenkabinetts „Musée Grévins“ und ein kurzer Besuch bei Lafayette. Den Nachmittag hatten die SuS dann zur freien Verfügung in ihren Gastfamilien. Bei einigen ging es zum Bowlen oder auch zu einer Poolparty, anderen war nur nach Ausruhen zumute.
Am trafen sich alle 68 Schülerinnen und Schüler zu einem letzten gemeinsamen Essen in der Mensa und um 13:00 Uhr machten wir uns dann auf den Weg nach Hause … die Abschiedsszenen sprechen Bände …
Wir Lehrerinnen sind sehr froh, dass wir außer alle gesund und munter wiederkommen werden und vor allem auch, dass wir außer einer Magen-Darmerkrankung und einigen Kreislauferkrankungen aufgrund der Hitze, heil davon gekommen sind und unseren Schülerinnen und Schülern auch in diesem Jahr – nach zwei Jahren Abstinenz – diese einzigartige Möglichkeit der Begegnung mit gleichaltrigen Franzosen und Französinnen bieten konnten. Dass dies alles so geklappt hat, verdanken wir nicht zuletzt auch unseren französischen Kolleginnen, die uns tatkräftig zur Seite gestanden haben und sich auch sehr um uns alle bemüht haben!
Mme. Harmel, die den Austausch seit dem Jahr 2008 betreut und begleitet hat, wird in wenigen Tagen in Rente gehen und hat den Stab an ihre junge Kollegin, Mme. Witek weiter gegeben.
Natürlich hatten einige Jugendliche Momente des Heimwehs – insbesondere auch, weil es für sie das erste Mal überhaupt war, dass sie so lange alleine von Zuhause weg waren und sich überdies auch noch den ganzen Tag in einer fremden Sprache unterhalten mussten. Aber dennoch ist es uns Lehrkräften mit netten Gesten oder auch nächtlichen Telefonaten gelungen, darüber hinweg zu helfen. Gerade auch an solchen Erfahrungen werden diese Jugendlichen wachsen und vielleicht auch ihren Blick auf die Welt ein wenig verändern.